Sattel neu polstern

Die Transalp ist ja ein tolles Motorrad – aber der Sattel… Ich bin ca. 1,85 m und habe etwas längere Beine. Das Sitzen war bei Ausfahrten nach einer Stunde unerträglich und hat mir gut den Spaß verdorben. Kniewinkel und Steißbein waren die Problemzonen.
Also habe ich mich nach einem gebrauchten Sattel umgesehen, um mich mit der Ergonomie zu beschäftigen (Höher und durchgehendes Sitzen ohne Stufe war mein Ziel).
Habe günstig ein Modell mit braunem Bezug erstanden und herumexperimentiert. Ich habe zwischendurch auch mal mit einem alten Stück Stoff das Polstern ausprobiert. Also „Learning by doing“. Die übliche Frage: Lohnt sich das bezüglich der Kosten? Naja…  Ein Sattler weiß was er tut. Für mich das erste Werk!

Schritt 1
Bezug abnehmen. Der ist einfach nur festgetackert. Als Werzeug reichte mir ein alter Schreibendreher und eine Zange.

Schritt 2
Schaumstoffkern abnehmen. Entweder man arbeitet mit dem Kern weiter und modifiziert ihn, oder man baut ganz neu auf. Ich habe mich für ersteres entschieden. Zum Bearbeiten des Schaumstoffs hat sich ein altes elektrisches Bratenmesser als brauchbar erwiesen. Schaumstoff aufbauen. Habe mir im Fachhandel den starken Schaumstoff besorgt (je härter, desto komfortabler!). Davon ein paar Lagen aufgebaut (Sprühkleber aus dem Fachhandel ist VIEL besser als das teure Zeug aus dem Baumarkt). Ein Bekannter hat übrigens gute Erfahrungen mit www.schaumstoff.com gemacht (die haben auch dickeres Material).
Dann geschnitzt. Man braucht ein wenig, bis man das richtige Gefühl bekommt. Dann läuft es aber schon richtig gut.

Schritt 3
Nicht schlampig arbeiten. Kleine Kanten kann der Hintern schon erspüren. Also schön sauber schnitzen und immer wieder Probesitzen. Am Ende sogar ein wenig schleifen.

Schritt 5
Zum guten Schluss kommt eine Lage 2cm Schaumstoff in weicherer Qualität über das Gesamtkunstwerk drüber (habe ich nicht geknipst).

Schritt 6
Dann nimmt man den Polsterstoff und tackert diesen schön fest. Mit einem Heißluftföhn kann man das Kunstleder ganz gut spannen. Es soll ja alles schön in Form bleiben. Dabei muss man schon ein wenig Kraft aufwenden. Nach einigen Designstudien bin ich nachher beim puren schwarz geblieben. Fertig!

Fazit:
Aufwand von einem halben Tag. Viel herumprobiert. Spannend. Das Ergebnis ist schon ganz gut zu gebrauchen. Kniewinkel und Steißbein finden es super. Ich kann inzwischen einen Tag ohne Probleme fahren.

Update nach ca. 1 Jahr:
Ich habe die Sitzpolsterung noch einmal nachgearbeitet. Mein Sattel hat nun eine leichte Senke in Richtung Tank. Sorgt für eine spürbar dynamischere Sitzposition.